HOYM/MZ. Was, wenn das Müllfahrzeug nicht unbemannt und das Haus, in das es gekracht ist, bewohnt gewesen wäre? Möglicherweise hätte es sogar Tote gegeben. So aber sind die zwei Mitarbeiter des Kreiswirtschaftsbetriebes, die ihre Runde schon fast beendet hatten, und die Hoymer Montagnachmittag mit einem Schrecken davon gekommen.
Das Radio dudelt noch, doch das Führerhaus des Lastwagens ist komplett eingedrückt und hat sich in dem eingestürzten Gebäude verkeilt. Überall Schutt. An der Seite steht auch noch ein demolierter
BMW. Die Polizei nimmt den Unfall auf, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Hoym, Nachterstedt, Frose und Aschersleben können nicht mehr tun, als die Unfallstelle abzusichern - und auf
das bereits verständigte Abschleppunternehmen zu warten, das den Lkw bergen soll.
Keine halbe Stunde zuvor: Gegen 15 Uhr fährt der orangefarbene Müllwagen in die Schäfergasse, die letzte Station für den Tag. Der Fahrer soll ausgestiegen sein, um ein Fahrrad aus dem Weg zu
räumen, erzählen mehrere vor Ort Anwesende. Dann passiert das Unglück: Der mit zehn Tonnen fast randvoll beladene Wagen gerät auf der abschüssigen Strecke ins Rollen, rammt ein dort abgestelltes
Fahrzeug und kracht schließlich frontal und ungebremst in ein unbewohntes Haus in der Schmalen Straße.
Weshalb sich der Müllwagen in Bewegung gesetzt hat? "Wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben. Möglich ist beides - technisches und menschliches Versagen", so Ralf Felgenträger, Leiter
für Entsorgung und Logistik im Kreiswirtschaftsbetrieb, der sich umgehend auf den Weg nach Hoym gemacht hat. "Ich bin nur froh, dass niemand im Fahrzeug saß und das Haus leerstehend war", sagt
er, "jeder Sachschaden ist regulierbar, menschliches Leid nicht." Nach erstem Überblick geht er von einer Schadenshöhe im fünfstelligen Bereich aus. Man müsse erst prüfen, inwieweit es die
einzelnen Maschinenteile erwischt hat.
Inzwischen ist der Bergungsdienst Brameier mit Hauptsitz in Schopsdorf (Jerichower Land) eingetroffen und zieht das Müllfahrzeug aus dem schon vorher baufälligen Haus. Aber aus der engen
Schäfergasse kommt das Gespann so nicht. Geborgen wird der Lkw schließlich über die Bergstraße. Das Bauordnungsamt des Salzlandkreises weist unterdessen die Sperrung der Schmalen Straße an. Man
müsse erst den Eigentümer des Hauses ausfindig machen, dann könnten alle weiteren Schritte eingeleitet werden.